Geschichte

Die Geschichte des „Haus Peters“ in der ehemaligen Tetenbüller Straße, heute Dörpstraat, begann 1765 mit dem Bau des Hauses nach einem Großen Brand im Dorf. Bis 1987 beherbergte es sechs Generationen der Familie Peters.

Postkartenansicht von 1918

Postkartenansicht von 1918

Paul und Luise Peters, die letzten Besitzer

Paul und Luise Peters, die letzten Besitzer

Das Haus

Das Haus mit dem Wohntrakt wurde von Tobias Peters wohl zum Zeitpunkt seiner Eheschließung im Jahre 1765 errichtet. Um 1860 fand ein größerer Umbau des Hauses zu einem „haubargähnlichen Gebäude“ mit Wohnhaus (Vorhüs) und Wirtschaftsgebäude statt, vermutlich durchgeführt von Paul Matthias Peters (1835-1899).

 

Haubarg mit Kolonialwarenladen der Familie Paul Matthias Peters, um 1886/87

Haubarg mit Kolonialwarenladen der Familie Paul Matthias Peters, um 1886/87

Der Laden wurde um den Regalteil erweitert und erhielt eine in der Gründerzeit beliebte „Braunbierlasur“, eine Maltechnik, welche die Maserung von Eichenholz imitiert.
Im Jahre 1956 wurde unter Paul und Luise Peters das Wirtschaftsgebäude im Gartenbereich abgerissen; die ursprüngliche Reetbedeckung zur Straßenseite wurde durch Pfannendeckung und an der Gartenseite durch Well-Asbest-Zementplatten ersetzt. Damit wurde das Gebäude wieder in den ursprünglichen Zustand von 1765 zurückversetzt.
Nach dem Kauf durch die Gemeinde Tetenbüll im Januar 1989 erfolgte eine grundlegende Sanierung des Hauses (Mauerwerk, Fenster, Fußboden, Wände) und des Ladens (Holzwurmbefall, Anstrich). Die neuen sanitären Einrichtungen wurden in einem an der Gartenseite vorgesetzten Giebelgebäude untergebracht.

Der Laden

Etwa um das Jahr 1800 begann Paul Tauchmann Peters (1766-1842) mit Waren zu handeln. Ca. 1810 führte er einen recht ansehnlichen Handel mit Gewürz- und Kolonialwaren. Da er als Tischler und Zimmermann auch einen eigenen Holzhandel betrieb, kann man davon ausgehen, dass er um 1820 die Ladeneinrichtung selbst entwarf und baute. Er stattete den Laden mit einer repräsentativen, sehr städtischen Einrichtung aus. Auffallende Merkmale sind die Schnitzwerkornamentik, die geschwungenen Tütenschlangen und der Messingschlitz.

Halterung über der Ladentheke

Halterung über der Ladentheke – Bindfaden für die Tüten

Der Laden befindet sich in der Eingangsdiele des Hauses und besteht aus zwei Tresen, einer Regalwand und einem gusseisernen Schaufenster mit einem Kasten zur Warenauslage und nimmt etwa knapp die Hälfte des 30 qm großen Raumes ein. In die Regalwand ist eine Stubentür mit Guckloch eingelassen.

 

Fenster, Vorderfront

Fenster, Vorderfront

Die Regale sind reich gegliedert mit 45 kleineren und größeren Schubkästen sowie mit einem kleinen Vitrinenschrank. Auf einer Gesamtlänge von rund 25 laufenden Regalmetern konnten Waren untergebracht wurden. Dazu kommen die beiden Tresen mit einer Länge von zusammen 4,50 m und etwa 6 m Regalfläche sowie 11 Schubkästen auf ihrer Rückseite.

Laden 1988

Laden 1988

Laden Haus Peters

Ladeneinrichtung Haus Peters

Die Sanierung

Im Januar 1989 erwarb die Gemeinde Tetenbüll das Haus für rund 143.000 DM. Den Bauantrag reichte das Tetenbüller Architekturbüro Axel Bauer am 29.9.1989 ein. Die Umbauarbeiten zogen sich dann bis zum Herbst 1991 hin.

Das äußere Rotziegelmauerwerk war aufgrund starker Steinzersetzung erheblich zerstört. Die beschädigten Steine wurden durch gut erhaltene, alte Steine gleicher Farbe und Abmessung ausgetauscht unter Beachtung aller für die Region und die Zeit typischen Details wie scheitrechte Bögen mit erhabenen Schnittfugen. Wegen des starken Hausschwammbefalls wurde der größte Teil der Fußböden im Erdgeschoss aufgenommen. Im Bereich der Dielung wurde er durch alte Hölzer ersetzt und im Laden und in der Küche wurden die Kalksteinplatten (Ölandplatten) wieder verlegt und die Fußbodenheizung darunter versteckt. Alle äußeren und inneren Wände erhielten durch stückweises Einziehen von Horizontalsperren eine Isolierung. Als Dachmaterial entschied man sich für die im Ortskern typischen roten Tonhohlpfannen. Die vorhandenen Fenster wurden saniert und mit einem zweiten Innenfenster versehen. Im Hausinnern wurden vor allem die Haustechnik, die Heizung und sanitäre Einrichtungen modernisiert. Bei der Reparatur bzw. Neuerstellung der Anstriche auf den Holzflächen der alten Ladeneinrichtung sowie auf den Putzwänden wurden alte Malertechniken (Strukturauftrag mit Gummiwalze) angewandt, sodass das Gebäude nach der umfangreichen Sanierung in seinem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt wurde. Die Sanierungskosten beliefen sich auf etwa 330.000 DM.

Der Förderverein

Luise Peters, die letzte Besitzerin, lebte seit Januar 1988 im Seniorenheim Rohde in Tetenbüll. Verschiedene Nutzungsvorschläge für das museale Gebäude kamen auf: Teestube, Gemeindezentrum, Seniorentreff, Verkaufsladen für Bioprodukte oder Atelier eines ansässigen Künstlers.
Am 3.11.1991 fand im Kirchpielskrug Tetenbüll die Gründungsversammlung des Fördervereins Haus Peters e.V. statt.

Einladung zur Gründungsversammlung

Die erste Vorsitzende Kathrin Schumann und ihre Mitstreiter entwickelten das Nutzungskonzept und die Vereinssatzung. Das Haus sollte nicht den Charakter eines klassischen „Heimatmuseums“ bekommen, sondern durch eine ausgewogene Mischung aus Museums-, Ausstellungs-, Galerie- und Verkaufsbetrieb eine lebendige Nutzung erfahren. Von 2000 bis März 2013 übernahm die Historikerin Brigitta Seidel die Geschäftsführung. Von 2013 bis März 2022 leitet Dr. Katrin Schäfer die Geschicke des Hauses. Seit 2022 ist Hila Küpper neue Museumsleiterin.
So konnte sich das „Haus Peters“ im Laufe der Jahre als modernes Forum für Kunst und regionale Alltagskultur entwickeln. Als lebendiger und kultureller Mittelpunkt des Dorfes und der Region Eiderstedt fand es Beachtung weit darüber hinaus. Bis heute besuchten über 300.000 Gäste das kleine Museum in der Dorfmitte; über 100 Ausstellungen und weitere Veranstaltungen fanden bisher statt. Viele Arbeiten werden ehrenamtlich von den Mitgliedern des Vorstandes und freiwilligen Helfern aus ganz Eiderstedt übernommen. Die Geschäftsführerin und 7 angestellte Mitarbeiterinnen garantieren einen geordneten Betriebsablauf.

Der Text ist dem Buch zur Geschichte des Hauses entlehnt

  • Brigitta Seidel: Haus Peters. Vom Kolonialwarenladen zum Kulturzentrum, hrsg. vom Förderverein Haus Peters e.V., Tetenbüll 2006 (ISBN 3-936017-09-3), 6,95 € vergriffen

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